BDSM Literatur ist derzeit sehr angesagt. Durch den Hype um „Shades of Grey“ schaffte es ein erotisches Werk mit expliziten sadomasochistischen Schilderungen nicht nur in die Mainstream-Medien sowie in die Bestsellerlisten, sondern auch in die Bücherregale zahlreicher Deutscher.
In diesem Zuge konnten auch erotische E-books, die sinnliche Abenteuer voller Lustschmerz beschreiben, deutlich an Popularität zulegen. Entsprechende Verlage wie der „Club der Sinne“, die auf BDSM Literatur spezialisiert sind, bewegen sich längst nicht mehr in der „Schmuddelecke“, sondern sind zu Geheimtipps geworden, über die bei gesellschaftlichen Anlässen aller Art geredet wird.
Profitieren von der zunehmenden Akzeptanz könnte da auch der deutsche Schriftsteller Achim F. Sorge mit seinem neuen Werk „Mein Sklavenleben“.
Der Inhalt: Geschichten einer Lustsklavin
Der Titel des Buchs ist hier nicht ganz eindeutig: Es handelt sich um keine autobiographischen Erzählungen des Autoren, die auf eine FemDom-Konstellation (Domina – Sklave) schließen lassen würde.
Stattdessen schildert Sorge die Erlebnisse einer (Lust-)Sklavin, die selbst kein besonderes ausgeprägtes Talent zum Schreiben besitzt und sich daher einem professionellen Autor anvertraute.
Es handelt sich also um Erlebnisse, die so oder so ähnlich tatsächlich stattgefunden haben. Der Untertitel lautet deshalb auch „Abenteuer einer Lustsklavin“.
Das E-Book umfasst dabei ca. 130 Seiten und schildert fünf Episoden aus dem aufregenden jungen Leben einer Lustsklavin. Diese tragen folgende Titel:
- Die Burg
- Das Schiff
- Die Insel
- Der Bauernhof
- Die Wüste
Beschrieben werden vor allem MaleDom-Situationen (Herr – Sklavin). Das Buch versucht dabei einen schwierigen Spagat: Der Situation und der Vorgeschichte soll ebenso viel Raum wie den eigentlichen „Spielen“ (den BDSM-Szenen) eingeräumt werden.
Es handelt sich also um erotische Erzählungen, von denen sich wahrscheinlich vor allem Frauen in den Bann ziehen und inspirieren lassen können.
Leseprobe
[…] Mir war über Nacht der Sinn nach Onanie vergangen, ich hatte einen mächtigen Hunger und vorerst genug von meiner Gefangenschaft. Weil der Diener angekündigt hatte, dass nach dem Bad angerichtet wäre, beeilte ich mich mit der Körperpflege. Kaum war ich abgetrocknet, führte er mich nackend und ein wenig frierend zu dem bekannten Rittersaal, dessen Tafel prächtig gedeckt war. Ich aß die erste Zeit alleine, meine Freundin kam erst später dazu. Ihre Ringe unter den Augen verrieten mir, dass die Nacht auch für sie nicht einfach gewesen sein konnte, doch war es uns verboten, am Tisch miteinander zu reden.
Gegen Ende des Mahles trat der Herr erneut in Erscheinung, setzte sich zu uns und begann ein unverfängliches Gespräch über dieses und jenes. Er offenbarte uns, dass wir den Nachmittag frei hätten und wir uns den Burggarten ansehen könnten. Natürlich war uns jede stimulierende Berührung weiterhin verboten, aber wir durften frei miteinander reden. Die Tafel wurde aufgehoben, und der alte Diener begleitete uns in den Garten.
Dort berichtete mir meine Freundin von den unzähligen Orgasmen, die sie gestern Nacht hatte und wie sehr ihr Unterleib jetzt noch kribbeln würde. Ich erzählte ihr von meiner Schmach, aber sie bestand darauf, dass ihr Leiden am Ende doch das größere gewesen wäre. Ich konnte sie nicht verstehen, zu sehr hatte ich mir die intimen Berührungen gewünscht. Wenn ich daran zurückdachte, wie sehr mein Unterleib vor Entbehrung gestern schmerzte und wie erniedrigend dies für mich war, spürte ich schon wieder meine aufsteigenden Tränen.
Der Garten war weitläufig und voller interessanter Ausblicke. Zu unserer großen Freude hatte der Diener in einem Pavillon Kaffee und Gebäck für uns bereitgestellt. So vertrieben wir uns dort mit kurzweiligem Plausch den Tag bis zum Nachmittag, als der Diener uns zurück zum Haus winkte. Voller Erwartung und mit steigender Spannung nahmen wir den Weg zurück.
Kaum waren wir in das Gebäude eingetreten, bekam ich wieder einen Sack übergestülpt und feste Hände packten mich an den Armen. Flugs wurde ich hinunter in einen mir unbekannten Raum gezerrt, wo man mich des Halsbandes entledigte, aber dafür rücklings auf einen großen Tisch legte. Dort band man mich mit Seilen an Armen und Beinen so fest, so dass ich mich kaum bewegen konnte. Wie ich später sah, war der Tisch wie ein flachliegendes Andreaskreuz, mein Geschlecht war frei zugänglich und meine Beine weit gespreizt. Ich bekam ein wenig Angst, weil meine Augen immer noch verdeckt waren. Gespannt lauschte ich in die Dunkelheit hinein, hörte aber auch nicht viel mehr als gedämpfte Gespräche und leise Schritte. […]
Der Stil: Einfach und explizit
Sorge schreibt aus der Perspektive der Ich-Erzählerin und ist sichtbar bemüht, ihre Formulierungen so authentisch wie möglich zu übernehmen. So erhalten die niedergeschriebenen Erlebnisse eine hohe Glaubwürdigkeit. Teilweise wirkt der Stil dadurch jedoch etwas zu einfach für den anspruchsvollen Leser.
Sorge hätte hier und da die Sprache mehr glätten und eleganter oder bildhafter gestalten können. Mancher Leser würde sich vielleicht auch wünschen, an bestimmten Stellen mehr die Hand der Erzählerin zu spüren.
Das sind allerdings Feinheiten, über die sich streiten lässt und bei denen der eigene Geschmack und die eigenen Vorlieben beim Lesen sicher eine große Rolle spielen.
Die einfache Sprache tut dem Lesefluss so jedenfalls keinen Abbruch. In den expliziten Szenen des Buches erweist sie sich sogar als vorteilhaft. Denn dadurch wird der eigenen Fantasie genügend Raum gegeben und diese nicht durch kompliziertes Wortwerk getrübt. Solche expliziten Schilderungen sind zahlreich in dem Werk zu finden.
Die Kritik, welche sich der Roman „Shades of Grey“ ausgesetzt sah (dass es sich bei dem Buch eigentlich gar nicht um BDSM Literatur handele) muss Sorge nicht fürchten. Er beschreibt detailliert und ausführlich die sinnlichen und aufregenden Spiele der Lustsklavin.
Dabei spielen auch ihre Emotionen eine Rolle, die gerne auch ein wenig mehr Raum hätten einnehmen dürfen. Die Schilderungen der erotischen Szenen fallen recht deutlich aus, so dass interessierte Leser mit einer SM-Neigung sicherlich auf ihre Kosten kommen werden.
Auch neugierige Szenelaien können mit diesem Werk von Null auf Hundert beschleunigen und ohne große Umwege direkt in die Welt der lustvollen Bestrafung, des erregenden Schmerzes und der sexuellen Erniedrigung eintauchen.
Interview mit dem Autor
Erfreulicherweise stand uns der Autor Achim F. Sorge für ein kurzes Interview zur Verfügung. Dieses wollen wir Ihnen nicht vorenthalten, denn es lässt Sie dieses E-Book vielleicht noch besser verstehen und einordnen.
Frage 1) Welchen besonderen Tipp für ein erfülltes Sexleben möchten Sie unseren Besuchern und Lesern mit auf den Weg geben?
Wichtig für ein gutes Sexualleben ist, dass man den Sex als einen Teil seiner Person sieht und das auch so empfindet. Es soll allen Beteiligten Freude bereiten, egal was man macht. Und das schließt die Einvernehmlichkeit und auch die Lust der Sklaven mit ein.
Frage 2) Woher holen Sie sich die Anregungen für Ihre Romane?
Viele Anregungen habe ich durch den Dialog mit meinen Freundinnen, die oft auch ähnliche Fantasien haben. Dazu kommt,
dass ich selber recht kreativ bin und mir immer wieder neue Dinge einfallen.
Frage 3) Welche Schriftsteller haben Sie am meisten inspiriert?
Das ist schwer zu sagen. Hans Wollschläger oder die Brüder Strugatzki fallen mir da ein. Und Raymond Chandler, Dashiell Hammet, Eric Ambler, Napoleon Hill, Franz Kafka, Miguel de Cervantes, Herman Melville, Henry Miller, Charles Bukowski und viele, viele andere.
Ich habe geschätzte Tausend Bücher hier, wahrscheinlich aber noch einmal so viele gelesen.
Frage 4) Wer liest Ihre Bücher zuerst – Ihre Frau/Partnerin? Oder Freunde?
Das fertige Buch liest meist der Lektor des Verlages zuerst. Meine Freunde bzw. Freundinnen bekommen ausgewählte Auszüge.
Frage 5) Was haben Sie als Nächstes vor?
Das nächste Projekt im Bereich der Erotik beschreibt die Reise zweier Frauen durch Europa. Die beiden möchten herausfinden, wo man auf dem Kontinent den besten Sex haben kann. Ich schätze, dass ich noch rund ein Jahr an dem Buch schreiben werde.
Fazit: Für BDSM-Fans und experimentierfreudige Leser durchaus zu empfehlen
Freunde expliziter BDSM Literatur werden an „Mein Sklavenleben“ sicherlich viel Freude haben, zumal sie nicht auf eindeutige erotische Szenen verzichten müssen. Diese lassen sich beispielsweise auch nutzen, um wieder das gewollte Feuer in eine Partnerschaft zu bringen, indem man das Buch beispielsweise seinem Partner vorliest.
Leser, die vorher noch nicht oder nur geringfügig mit dem Thema Sadomaso in Kontakt gekommen sind, könnte dieses erotische Werk jedoch eventuell durch seine explizite Schilderung überfordern.
Aber das sollte jeder selbst entscheiden und urteilen lässt bekanntlich immer erst, nachdem man sich mit Etwas beschäftigt hat…und hier lohnt sich ein genauerer Blick!
Erhältlich ist „Mein Sklavenleben – Abenteuer einer Lustsklavin“ von Achim F. Sorge über die offizielle Website des Verlages „Club der Sinne“ als E-Book (PDF, ePub oder Mobipocket-Format).
Wir würden uns auch sehr über Ihre Meinung als Leser dieses Werkes freuen! Gerne können Sie es daher hier ganz bequem mit Sternen bewerten oder auch kommentieren. Wir freuen uns auf Ihr Feedback!
Ich bin jetzt nicht der absolute BDSM-Fan, aber die Rezension hier macht mir schon Lust aufs Lesen von „Mein Sklavenleben“. Ich habe jede Menge erotischer Literatur verschlungen, bin fast schon süchtig danach. Deshalb freue ich mich immer wieder wenn hier Bücher vorgestellt werden